Dienstag, 25. Februar 2014

Dentale Desaster

Das Restaurant "Zur goldenen Möwe" befindet sich in einer Kleinstadt in einem Zonenrandgebiet in dem es, meiner Erfahrung mit unseren Gästen nach, mehr Nagelstudios als Zahnarztpraxen gibt. Wenn die Leute vor dem Counter auftauchen bleibt es nicht aus, dass sie den Mund aufmachen und oft, wirklich sehr oft, ist das, was man dann sieht nicht nur optisch die Pforte zur Hölle. Ich rede hier nicht von schiefen oder nicht ganz 100%ig perlweissen Zähnen - ich rede von braunen Zahnstümpfen, gerne ins schwarz-gräuliche chanchierend, von Zahnbelag, der aussieht als wäre er nur eine Verpuppungsphase davon entfernt sich in etwas 4-Beiniges zu verwandeln und von Kauleisten, die den Namen nicht verdienen.
Wo ich mich noch bis vor kurzem gewundert habe, wo RTLII die dentalen Trümmerhaufen für die Realityshow "Furchtbar schön" zusammengetrieben hat, kann ich hier und heute berichten: dieses Rätsel ist gelöst.
Letztens tauchte eine Dame vor mir auf: grellrot gefärbtes Haar, durchgestyltes, hochpreisiges Outfit, mit Schmuck behängt, die Nägel frisch geglittert und gelackt (spitz zugefeilt). Eine gepflegte Frau um die 35, die dezent nach Parfüm duftete - und dann machte sie den Mund auf.
Meine Herrschaften! Die untere Zahnreihe bestach durch ihre Farblichkeit: schwarzer Zahnstumpf zwischen einem Fanal in braun und grau, leicht grünstichig. Die obere Zahnreihe bestand aus einer schiefen Reihe in monochromem braun. Als die Dame zu sprechen anfing wehte mir nicht nur ein Geruch wie aus der Gruft entgegen, es hatte auch ganz den Eindruck, als müsse sie beim Sprechen ihre schwarzen Zahnreste mit der Zunge vom Herausfallen abhalten.
Und da stehst du nun und sollst freundlich lächeln. Ich bin empfindlich was üble Gerüche angeht und just, als diese Frau so vor mir stand und mich über die Kasse hinweg anatmete fing mein Magen an zu rebelieren.
Was also macht der freundliche Servicemitarbeiter? Er lächelt und atmet durch den Mund weiter und heftet seine Augen fest auf den Monitor um sich nicht schlagartig auf den Counter und vor die Gäste zu erbrechen.
Glaubt mir, diese Kundin ist keine Ausnahme! Auf jeder Schicht hatte ich bisher mindestens einen Fall, der einem Zahnarzt, einem Dentallabor und einem Kieferchirurgen über Jahre das Auskommen sichern könnte. So wie gestern: ER geschätzte 46-50, sehr gepflegt, jugendliche Markenklamotten, SIE schätzungsweise Mitte-Ende 30 und auch in hochpreisige Marken gewandet. Als sie den Mund aufmachte konnte ich nicht mehr Pommes-Ketchup-Cola denken. Ich hab mir ab da überlegt, dass die beiden, die offensichtlich ein Paar waren, vermutlich auch Zärtlichkeiten austauschen und dass ihn ihre gräulich-braune Tropfsteinhöhle entweder nicht stört oder er sich damit arrangiert hat . In beiden Fällen gilt: wie verzweifelt kann mann sein??
Natürlich frage ich mich
a. Wie lange hat man sich die Zähne nicht mehr geputzt, dass die SO aussehen und
b. Warum lebt man freiwillig mit sowas?

Und natürlich frage ich mich

c. Will ich das wirklich wissen????

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